InnoTrans 2014
Erstmals in der Geschichte der InnoTrans gab es 140 Weltpremieren. Die Palette reichte von innovativer Kommunikationstechnik über kreative Cateringartikel bis zu neuen Fahrzeuggenerationen. Insgesamt 145 Schienenfahrzeuge waren auf dem Freigelände ausgestellt. Zahlreiche Hersteller hatten im Rahmen von Presseterminen 17 innovative Schienenfahrzeuge medienwirksam präsentiert oder symbolisch an ihre Kunden übergeben. Mit dem neuen „Special Gauge Display" gab es auf dem Freigelände erstmals eine zusätzliche Präsentationsplattform für Schienenfahrzeuge in Breit-und Schmalspurausführung.
Begleitprogramm und Neuerungen
Als Ergänzung zur Ausstellung bot das fachliche Rahmenprogramm der InnoTrans Convention hochkarätige Podiumsdiskussionen zu aktuellen und zukunftsrelevanten Mobilitätsthemen. Ein „Future Mobility Park“ diente als Plattform für die Vorstellung zukunftsweisender und kreativer Verkehrskonzepte. Hier bot sich dem interessierten Fachpublikum die Möglichkeit, sich mit visionären Mobilitätskonzepten auseinanderzusetzen und vor Ort in direkten Kontakt mit den Designern zu treten.
Im Auftrag der „Wirtschaftswoche“ gestalteten drei internationale Designerteams neue Logistikkonzepte, attraktive Innenräume und zeitgemäße Ausstattungen für die Bahn der Zukunft - zwei davon waren auf dem Future Mobility Park zu sehen. Ein Entwurf stellte beispielsweise ein ökonomisches Konzept und neue Möglichkeiten vor, wie man mit intelligenten Add-Ons die Aufwertung und Modernisierung von ICE Velaro-Zügen realisieren könnte. Darüber hinaus wurden neue Design-Konzepte für den Intercity Express der nächsten Generation präsentiert.
Mobilität 4.0
Um das Motto der InnoTrans „The Future of Mobility“ mit Leben zu erfüllen, bedarf es nach Auffassung des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt, eines Dreiklangs aus Investitionen, Modernisierung und Digitalisierung. „Mobilität 4.0 ist Synonym für Wohlstandssicherung. Diesen Wert mit Leben zu erfüllen, verlangt uns viel ab“, sagte der Minister auf der Eröffnungsveranstaltung der InnoTrans. Globale Entwicklung sei ohne die Stärkung des Schienensystems nicht denkbar, das sich durch seine Kapazität, Umweltfreundlichkeit, Schnelligkeit und Sicherheit auszeichne. „Wohlstand, Wachstum und Arbeitsplätze sind eng mit Mobilität verbunden“, so der Minister weiter.
Bahnindustrie ist Kernbranche
„Die in Deutschland ansässigen Unternehmen der Bahnindustrie entwickeln innovative Technik auf weltweit führendem Niveau“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Uwe Beckmeyer, bei einem Rundgang auf der InnoTrans. „Damit sichern sie hochtechnologisches Know-how am Wirtschaftsstandort Deutschland. Sie setzen dabei insbesondere auf klimaschonende und energiesparende Technologien.“ Die Bahnindustrie gehöre mit ihrer Fähigkeit, komplexe Systeme zu fertigen und mit ihrer Innovationskraft zu den Kernbranchen der Bundesrepublik. Entscheidend für ihren Erfolg sei das Miteinander von großen, international tätigen Systemhäusern und mittelständischen Zulieferunternehmen. „Gemeinsam sorgen sie für den hervorragenden Ruf der Marke „Made in Germany“, betonte Beckmeyer.
Entwicklung des Bahnmarktes
Der weltweite Markt für Bahnprodukte soll bis 2020 um jährlich 2,7 Prozent wachsen, so das Ergebnis der World Rail Market Study, die auf der InnoTrans vorgestellt wurde. Dabei werden angesichts einer rückläufigen öffentlichen Finanzierung in manchen Märkten alternative Finanzierungsformen wie Public- Private-Partnerships zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die stärksten jährlichen Wachstumsraten werden nach der Studie mit rund 6 Prozent in Lateinamerika und rund 4 Prozent im asiatischpazifischen Raum erwartet, dicht gefolgt von Nordamerika mit etwa 3,5 Prozent. Aber auch der Bereich Afrika/Mittlerer Osten, für den nach massiven Investitionen in den vergangenen Jahren nur ein Null-Wachstum vorausgesagt wird, schlägt weiterhin mit einem zu erwartenden Auftragsvolumen von 7 Milliarden Euro pro Jahr zu Buche.
Finanzierungsdefizite gefährden ÖPNV
Angesichts der Tatsache, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) der Schlüssel für die Lösung zentraler
Zukunftsfragen ist, sei es schwer verständlich, dass es noch immer keinen politischen Konsens über dessen systematische Förderung gibt, sagte Dr. Sigrid Nikutta, Präsidiumsmitglied des Deutschen Verkehrsforums und Vorstandsvorsitzende der BVG (Berliner Verkehrsbetriebe).
„Marodes Netz, löchrige Straßen, unsichere Zukunft-Was ist uns der ÖPNV wert?" war der Titel der Veranstaltung im Rahmen des Dialog Forum der InnoTrans. Während die Zahl der Fahrgäste um 7 Prozent und die Kosten um 12 Prozent gestiegen sind, gingen die Zahlungen der öffentlichen Hand an die Verkehrsunternehmen in den vergangenen 10 Jahren um fast 250 Millionen Euro zurück, klagte Nikutta. Der bundesweite Investitionsbedarf allein für die Erneuerung der häufig mehr als 30 Jahre alten Infrastrukturen liege in diesem Jahr bei 4 Milliarden Euro und werde sich, wenn nicht schnell etwas geschehe, um 500 Millionen Euro pro Jahr erhöhen, so die Branchenvertreterin.
Weitere 1,9 Milliarden Euro würden für den Ausbau benötigt. „Es ist 5 Minuten vor 12“, mahnte Nikutta. „Die Weichen müssen jetzt gestellt werden, in eine klare Richtung.“ 50 Prozent der Einnahmen der ÖPNV-Betreiber fließen als Entgelte für die Nutzung der Infrastrukturen an Bundesunternehmen zurück, betonte Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin- Brandenburg (VBB). „Wir verzehren unsere Substanz“, mahnte Baden-Württembergs Minister für Verkehr und Infrastruktur, Winfried Hermann. Insgesamt würden gut 7 Milliarden Euro im Jahr fehlen, doch wisse man nicht einmal, wie es 2015 mit den Regionalisierungsmitteln für die Bundesländer weiter geht, sagte der Politiker und forderte „eine neue Politik für einen nachhaltigen ÖPNV“. Immerhin sei es über alle Parteien hinweg „unbestritten, dass wir ein Defizit in der Infrastrukturfinanzierung haben“, so Michael Donth, Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur des Deutschen Bundestages.
Monorail 300
Als Lösung der Verkehrsprobleme in urbanen Zentren stellte Bombardier mit dem Monorail-300-System eine neue „Einschienenbahn" vor. Die Transporttechnologie von Monorails gilt als kosteneffizient, da sie vergleichsweise geringe Anforderungen an die Infrastruktur stellt und durch ihre enge Trassenführung wenig Platz beansprucht - ein Pluspunkt gerade in großen Städten. Mit seinen flexiblen Anpassungsoptionen und einfacher Installation sowie effizientem fahrerlosen Betrieb ist diese Technologie ein Beispiel dafür, wie Mobilität künftig aussehen kann.
Frecciarossa 1000
Auf der Messe feierte der neue italienische Hochgeschwindigkeits-Luxuszug Frecciarossa 1000 - der Name bedeutet „Roter Pfeil"-seine offizielle Weltpremiere. Er wurde von Ansaldo Breda und Bombardier auf Basis des V300Zefiro entwickelt und befindet sich derzeit in der Erprobung. Ab dem kommenden Frühjahr soll der für eine Höchstgeschwindigkeit von 360 Kilometern pro Stunde (km/h) gebaute Zug in den regulären Einsatz gehen. Die Strecke Rom - Mailand soll dann in 2 Stunden und 55 Minuten absolviert werden.
Flirt und Kiss gemeinsam unterwegs
Die Stadler Pankow GmbH präsentierte gemeinsam mit der DB Regio AG und dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd den ersten Flirt-Zug der dritten Generation. Die neuen Triebzüge sind nicht im typischen „DB Rot“ der Deutschen Bahn gestaltet, sondern in der Grundfarbe Weiß lackiert und mit grauen und roten Elementen an den Triebfahrzeugköpfen versehen. Des Weiteren ist die Inneneinrichtung abweichend vom DB-Design gestaltet. Eine technische Besonderheit ist die Kuppelbarkeit des Triebzuges mit den doppelstöckigen KISS- Zügen Tischen ausgestattet. Fahrgastbereiche und Fahrerraum sind klimatisiert. Eines der beiden behindertengerechten WCs ist auch für Elektrorollstühle geeignet, der Einstieg in den Zug ist barrierefrei. Jedes Fahrzeug bietet 249 Sitzplätze in der 2. und 21 Sitzplätze in der 1. Klasse. Der FLIRT verfügt über eine hohe Antriebsleistung und erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 160 km/h. Insgesamt sollen 28 der Züge ab Dezember 2014 das Rückgrat des landesweiten Regionalnetzes in Rheinland-Pfalz bilden.
Selbstfahrender Schüttgutwaggon
Die Railway Carriages Factory Cakovec aus Kroatien präsentierte auf der InnoTrans ihren neuen selbstfahrenden Schüttgutwaggon. Der Wagen besitzt einen unabhängigen Motor und arbeitet als autonome Einheit. Dadurch soll es möglich sein, Bauarbeiten im Gleisbereich schneller und effizienter durchzuführen, da sich Schüttgüter nicht nur transportieren, sondern auch exakt platzieren lassen. Dies spart Zeit und Energie und reduziert die Kosten. Im Vergleich zu anderen Verfahrensweisen werden die Emissionen verringert und der Umweltschutz verbessert.
Triebzug von PESA für die DB AG
Der polnische Hersteller PESA stellte seinen ersten Zug für die Deutsche Bahn vor. Der einteilige Dieseltriebzug LINK mit der charakteristischen, haifischartigen Front ist Teil eines Rahmenvertrags über insgesamt 470 Triebzüge, der auf der InnoTrans 2012 unterzeichnet wurde. Die Fahrzeuge werden als ein-, zwei- oder dreiteilige Einheiten gefertigt und bieten je nach Ausstattung zwischen 50 und 160 Sitzplätze. Zugleich Unterzeichneten die beiden Partner einen Vertrag über die Lieferung von 26 LINK- Zügen für Bayern mit einem Volumen von rund 100 Millionen Euro. Die dreiteiligen Fahrzeuge will die DB ab Ende 2017 im Dieselnetz Allgäu einsetzen.
Triebzug ENNO
Alstom präsentierte den ersten elektrischen Triebzug Coradia Continental für den Einsatz auf dem „Elektro-Netz Niedersachsen Ost“ (Enno). Der „Zweckverband Großraum Braunschweig“ (ZGB) hatte im Dezember 2012 bei Aistom 20 dieser hochmodernen Elektrotriebzüge im Wert von 100 Millionen Euro bestellt. Der Triebzug bietet neben dem innovativen Design mit seiner Farbgebung in Grau und Verkehrspurpur zahlreiche weitere technische Merkmale wie Fahrgastinformation, Sitzplatzreservierung, Sonnenschutzrollos, Steckdosen und als eine Besonderheit auch eine WLAN-Ausrüstung sowie Ladestationen für Elektrofahrräder. Damit ist ENNO der erste Nahverkehrszug in Deutschland, der diese Technik vorhält. Neu ist auch, dass Alstom als Hersteller der Fahrzeuge auch deren regelmäßige Wartung und Instandhaltung übernimmt.
Alstom -Hybridlok
Dank Hybridtechnologie kann die neue Rangierlokomotive Alstom H3 bis zu 70 Prozent Emissionen und 50 Prozent Energie einsparen. Die an den Achsen angebrachten Elektromotoren werden wahlweise von einem Dieselgenerator oder von Batterien mit Energie versorgt; je nach Einsatzfall arbeitet die Lokomotive zu 50 bis 75 Prozent im Batteriebetrieb.
Die Deutsche Bahn und der Hersteller präsentierten auf der InnoTrans das erste Exemplar der dreiachsigen Maschine, die in Deutschland gebaut wird. Die DB hat bisher fünf Lokomotiven bestellt. Diese sollen ab 2015 in den DB-Regio-Standorten Nürnberg und Würzburg in einem achtjährigen Feldversuch auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden. Weitere drei Loks hat die Volkswagen AG bestellt, die bereits zwei Prototypen in ihrem Wolfsburger Werk erfolgreich einsetzt. Neben den Einspareffekten ist es für Großbetriebe auch wichtig, dass die Rangierlokomotiven emissionsfrei in Werkshallen einfahren können. Für die DB AG steht im Vordergrund, dass sie in dicht besiedelten Bahnhofsgegenden emissionsarm und leise verkehrt.
Gleismesszug von Plasser& Theurer
Der österreichische Hersteller Plasser & Theurer übergab auf der InnoTrans den ersten von vier Gleisgeometrie-Messzügen an die DB Netz AG. Für die neuen Fahrzeuge und weitere innovative Messtechnik will die Deutsche Bahn in den nächsten Jahren mehr als 30 Millionen Euro ausgeben, wie DB-Netz- Vorstandsvorsitzender Frank Sennhenn bei der Übergabe betonte. Erwies daraufhin, dass die DB sich auf eine funktionale Ausschreibung beschränkt habe, was der ausführenden Firma viele Freiheiten zur eigenen Ausgestaltung gelassen habe. Der Geschäftsführer des Herstellers, Johannes Max Theurer, freute sich bei der Übergabe vor allem über den kurzen Fertigungsprozess für das multifunktionale Instandhaltungsfahrzeug, dessen Bestellung erst vor zwei Jahren in Auftrag gegeben wurde. Herstellung und Zulassung durch das Eisenbahn-Bundesamt und die DB-Qualitätskontrolle hätten lediglich 22 Monate gedauert.
Mehr Effizienz durch Verbundwerkstoffe
Neue Produkte aus Faserverbundwerkstoffen standen im Mittelpunkt der InnoTrans-Präsentation der Firma Voith Turbo. Ein Energieabsorber aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFRP) wiegt mit einem Gesamtgewicht von maximal 95 Kilogramm nur noch etwa ein Drittel eines vergleichbaren Modells aus Stahl und benötigt zudem weniger Einbauraum. Daneben wurde erstmals eine Adapterkupplung aus Kohlefasermaterial vorgestellt, die mit einem Gewicht von nur 23 Kilogramm von einer Person bewegt werden kann-konventionelle Metallkupplungen wiegen mehrals das Doppelte. Diese massive Gewichtsersparnis trägt wesentlich zur Effizienzverbesserung im Betrieb bei. Zusätzlich präsentiert Voith eine eigene SA3-Kupplung mit Zug-Druck-Federwerken zur Energieabsorption. Diese Kupplung erfüllt bereits jetzt neue russische Sicherheitsstandards, ist variabel in der Gestaltung und für Anwendungen in West- und Osteuropa verfügbar.
Brennstoffzellenzug soll 2020 abfahren
In sechs Jahren sollen die weltweit ersten mit Brennstoffzellen betriebenen Nahverkehrszüge in vier Bundesländern planmäßig unterwegs sein. Bundesverkehrs-Staatssekretär Enak Ferlemann und Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge verabschiedeten auf der InnoTrans Absichtserklärungen über die Entwicklung und den Betrieb solcher Nahverkehrszüge in Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen. 2018 sollen erste Prototypen fertig sein.
Poupart-Lafarge sagte, der Vertrag sei der erste Schritt, Bahnstrecken nicht nur dieselfrei, sondern auch ohne teure Oberleitung betreiben zu können. Ferlemann brachte eine Förderzusage des Bundes über 8 Millionen Euro mit. Er nannte die Entwicklung der Technologie für die Schiene „eine der großen Chancen zur Standortsicherung, die Deutschland hat“. Der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies, in dessen Land die Züge hergestellt werden, ermutigte alle Beteiligten, den Schritt zur Brennstoffzellentechnologie auch im Güterverkehr zu gehen.
Bahnhofsfest lockt Eisenbahnfans an
Bei herrlichem Herbstwetter lockten die Publikumstage der InnoTrans am 27. und 28. September rund 15.000 große und kleine Eisenbahnenthusiasten auf das Freigelände der Messe Berlin. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen die Hightech-Züge der internationalen Bahnindustrie, die bestaunt und genau unter die Lupe genommen wurden. Ein bunter Strauß an Mitmachaktionen, die größte begehbare Spielzeugeisenbahn des Landes und die alte Dampflok Emma waren die Höhepunkte für die kleinen Besucher. Die Deutsche Bahn, der Verkehrsverbund Berlin- Brandenburg und die Berliner Verkehrsbetriebe informierten über ihre Fahrgastangebote und Ausbildungsmöglichkeiten.
InnoTrans 2016
Die nächste InnoTrans findet vom 20. bis zum 23. September 2016 auf dem Messegelände in Berlin statt